Positionspapier

Das Urban Gardening Manifest


DIE STADT IST UNSER GARTEN

In vielen Städten entstehen seit einigen Jahren neue, gemeinschaftliche Gartenformen. Diese
urbanen Gemeinschaftsgärten sind Experimentierräume für ein gutes Leben in der Stadt.
Gemeinsam verwandeln wir Stadtgärtner*innen Brachflächen in Orte der Begegnung,
gewinnen eigenes Saatgut, halten Bienen zwischen und auf Hochhäusern, experimentieren mit
verschiedenen Formen der Kompostierung und üben uns darin, das geerntete Gemüse haltbar
zu machen.

Wir setzen uns für eine lebenswerte Stadt und eine zukunftsorientierte Urbanität
ein. Täglich erfahren wir, wie wichtig ein frei zugänglicher öffentlicher Raum ohne
Konsumzwang für eine demokratische und plurale Stadtgesellschaft ist.
Urbane Gemeinschaftsgärten sind …

Gemeingüter, die der zunehmenden Privatisierung und Kommerzialisierung des
öffentlichen Raums entgegenwirken.

Orte der kulturellen, sozialen und generationenübergreifenden Vielfalt und des
nachbarschaftlichen Miteinanders.

Räume der Naturerfahrung, der Biodiversität, der Ernährungssouveränität und des
Saatguterhalts.

Freiräume, die gemeinsam gestaltet, erhalten und gepflegt werden und damit Orte, die
Teilhabe ermöglichen. In ihnen gedeiht eine kooperative Stadtgesellschaft.

Experimentierräume: Dort erfinden und gestalten wir, verwenden wieder, reparieren
und nutzen um.

Ökologische Alternativen für versiegelte Flächen, Brachen und Abstandsgrün.

Brücken zwischen Stadt und bäuerlicher Landwirtschaft. Gemeinschaftsgärten
sensibilisieren für hochwertige Lebensmittel und für eine Landwirtschaft, die die
Grenzen und den Eigenwert der Natur, globale Gerechtigkeit und faire
Produktionsbedingungen respektiert.

Orte der Umweltbildung, des gemeinsamen Lernens, des Tauschens und Teilens.

Orte der Ruhe und der geschenkten Zeit.

Ein Beitrag für ein besseres Klima in der Stadt, für mehr Lebensqualität und für
Umweltgerechtigkeit.

Eine gelebte Alternative zu Vereinsamung sowie zu Gewalt und Anonymität.
Summa summarum
Urbane Gärten sind Teil einer lebenswerten, lebendigen und zukunftsfähigen Stadt. Ihre
Bedeutung wächst und ihre Zahl steigt kontinuierlich an. Gleichwohl ist ihr rechtlicher Status
nach wie vor prekär und ihr Fortbestand häufig nicht gesichert. In vielen Kommunen zählt
lediglich der monetäre Wert der Fläche, nicht aber deren Bedeutung für den Stadtraum und die
Stadtgesellschaft.
Wir fordern Politik und Stadtplanung auf, die Bedeutung von Gemeinschaftsgärten
anzuerkennen, ihre Position zu stärken, sie ins Bau- und Planungsrecht zu integrieren und
einen Paradigmenwechsel hin zu einer „gartengerechten“ Stadt einzuleiten. So wie in der
autogerechten“ Stadt alle das Recht auf einen Parkplatz hatten, sollte in der gartengerechten
Stadt allen ein fußläufiger Zugang zur Stadtnatur garantiert werden. Konkret heißt das, …

den Bewohner*innen Gestaltungsrecht im öffentlichen Raum einzuräumen,

wohnungsnahe, öffentliche Räume für nicht-kommerzielle Nutzungen und
Aneignungsmöglichkeiten für alle Stadtbewohner*innen zu garantieren,

qualitätsvolle Grünflächen und Stadtnatur umzusetzen und dabei die Belange
unterschiedlicher Gruppen von Menschen, Tieren und Pflanzen zu berücksichtigen.
Urbane Gärten sind unser Lebensraum, hier begegnet sich Vielfalt, hier wachsen Perspektiven,
denn hier entsteht eine auf Nachhaltigkeit gegründete Gesellschaft.

Wir wollen, dass diese
Gärten dauerhaft Wurzeln schlagen. Die Stadt ist unser Garten.
Die Stadt ist unser Garten